Stadtrundgang auf den Spuren der Geschichte

Marktplatz um 1850 (nach: Archiv Fam. Zähle)

Marktplatz 2002, links der Hexenturm, rechts ockerfarbig das Tournierhaus

1. Unseren Rundgang beginnen wir auf dem seit dem 14. Jahrhundert benutzten Marktplatz der Stadt Calbe (vgl. auch die Stationen 2 und 4.

Zu einer Zeit vor über tausend Jahren, als es weder elektronisches "Banking" oder "Shopping" noch ein globales Verkehrsnetz gab, war der Marktplatz das ökonomische Herz einer Region. Marktplätze waren gleichzeitig Kristallisationskerne für die Entstehung von Städten und damit für die Herausbildung des sozio-ökonomischen Fortschritts inmitten des feudal-mittelalterlichen Umfeldes.
Neben einem fränkischen Königshof sowie einer bedeutenden Kirche, in der Nähe einer Grenzburg und an einer alten Etappen- und Handelsstraße gelegen, erlangte der Markt von calvo bald eine große
Bedeutung. Die Voraussetzungen für die Entstehung einer blühenden mittelalterlichen Stadt waren gegeben (vgl. Station 8).
Um 1160 (vgl. Reccius, Chronik..., S, 8) gewährte Erzbischof Wichmann, ein herausragender Politiker unter den Magdeburger Erzbischöfen, Calbe die Marktgerechtigkeit und befahl, einen neuen größeren Marktplatz neben dem alten, zu klein gewordenen zu errichten. Der ursprüngliche, kleinere Marktplatz befand sich vor der heutigen Hauptpost (vgl. Station 9). Der neue Marktplatz, so wie er uns jetzt erscheint, erhielt während der Zeit der größten wirtschaftlichen Prosperität Calbes im Mittelalter ein neues Rathaus und andere repräsentative Gebäude. Calbe wurde somit faktisch als kommerziell und politisch bedeutende Stadt angesehen.
 

Wer von Ihnen schon einmal aufmerksam durch den Magdeburger Dom gegangen ist, der- oder demjenigen wird an einem Süd-Pfeiler des Chores die  Bronzegrabplatte Wichmanns aufgefallen sein. Sie stammt aus dem ottonischen Dom des 10. Jahrhunderts. Das  Grab Wichmanns wurde beim gotischen Neubau 1209 bis 1363 (Türme 1520) übernommen.

Wichmann von Seeburg (nach: Bronzegrabplatte im Magdeburger Dom, digital bearbeitet)

Der 1115 oder 1116 geborene Wichmann, Graf von Seeburg, aus dem Geschlecht der Billunger betrieb wie die meisten seiner Vorfahren eine expansive Ostpolitik gegenüber den Slawen. Als außerordentlich treuer Vasall Kaiser Friedrichs I. Barbarossa und begeisterter Anhänger der Zentralgewalt schreckte er bei der Ausdehnung des Reichsgebietes nach Osten unter dem Deckmantel der Heidenmissionierung auch vor Gewalt, Vertreibung und Mord nicht zurück. Nach einer beachtlichen Karriere übertrug ihm der Kaiser 1152 gegen den heftigen Widerstand des Papstes das Erzbistum Magdeburg. Als Initiator des 1188 kodifizierten "Magdeburger Stadtrechts" schrieb Wichmann europäische Geschichte. Dieser Erzbischof, der viele Kriege führte und für seine Auffassung vom Christentum - wie ein großer Teil seiner zeitgenössischen Standesangehörigen - viel Blut vergoss, war aber andererseits ein bedeutender Förderer der Städte und ein zu Kompromissen bereiter Politiker. So vermittelte er immer wieder - auch erfolgreich - im päpstlich-kaiserlichen Streit und im Staufer-Welfen-Konflikt.

(In den Kriegen zwischen Staufern und Welfen wurde Calbe zweimal völlig zerstört. Auf seinen Rachefeldzügen brannte Heinrich der Löwe am 6. November 1179 Calbe nieder und verheerte das Land von Halberstadt bis Frohse.)

Erzbischof Wichmann war der kaiserliche Unterhändler im Frieden von Venedig.

Dieser zwiespältige, aber auf alle Fälle sehr bedeutende Politiker des Mittelalters hielt sich wie viele andere nach ihm folgende Magdeburger Erzbischöfe oft in Calbe auf (wahrscheinlich im ehemaligen Königshof und im Kloster Gottes Gnade) und hat dadurch die Stadt erst richtig ins Licht der politischen Öffentlichkeit gestellt. Dem damals sehr einflussreichen Kloster "Gottes Gnade" (heute Gottesgnaden) (vgl. Station 12)  bei Calbe schenkte er zwei von einer Pilgerfahrt nach Palästina mitgebrachte Reliquien der Heiligen Victor und Pontianus. Während dieser nicht ungefährlichen Reise war Wichmann zeitweilig sogar in sarazenische Gefangenschaft geraten (vgl.  Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 71 - Erzbistum Magdeburg). Er starb am 25.8.1192 in Könnern bei Bernburg. Seine Grabstelle ist, wie schon oben erwähnt, im Magdeburger Dom.

Im Hintergrund des neuen Marktplatzes steht der die Stadtsilhouette mit prägende so genannte Hexenturm. Ursprünglich war dieser Turm Teil des Befestigungssystems der Stadt (vgl. Station 15) und wurde 1480 erstmals erwähnt (1486 bereits als Gefangenenturm). Als er 1775 als Färbereimanufaktur eingerichtet und der obere Teilen abgerissen werden sollte, entschied sich der Magistrat für seine Erhaltung, weil dieser Turm eine weit sichtbare Zierde der Stadt, seine Wetterfahne der Wettervorhersage und bei Feuersbrunst diene und weil der Turm noch in sehr gutem Zustande sei. Dieser Entscheid war gut und richtig. Bald darauf beherbergte der Turm das Stadtarchiv.

Hexenturm von der Nordostseite aus gesehen

Unser Hexenturm, der weithin zu sehen ist und den es oft auch als "Marter"- oder "Schreckensturm" in vielen älteren Städten gibt, ist Zeuge eines der düstersten Kapitel in der europäischen Kulturgeschichte.

Ausgerechnet beim Übergang vom "finsteren" Mittelalter zur "aufgeklärten" Neuzeit trat eine kollektive Hysterie auf, die sich in der Verfolgung und physischen Vernichtung angeblich vom Teufel besessener Frauen, aber auch Männer und Kinder äußerte. Hunderttausende fielen seit dem Ende des 16.Jahrhunderts in Europa und den europäischen Kolonien nach entsetzlichen Folterqualen dem kollektiven Irrsinn zum Opfer.

Eigentlich gehen die Hexenverfolgungen auf das Vorbild aller totalitären Regimes, auf das Modell jeglicher Verfolgungsgesellschaften zurück, auf die Inquisition.

Diese trat in zwei Wellen auf und zwar jedes Mal, wenn sich Krisen im System abzeichneten. Während "moderne" Systeme in Krisenzeiten auf Reformen setzen, kannte das vom Katholizismus geprägte Feudalsystem in erster Linie Repression und Schrecken.

Die erste Welle begann, als Abtrünnige und Abweichler von der kirchlichen Lehre auftraten, so genannte Katharer (Reine), woraus das volkstümliche Wort Ketzer entstand. Um herauszubekommen, wer zu den Katharern, Albigensern und Waldensern gehörte, wurde die Methode der Befragung (Inquisition) der Verdächtigen eingesetzt. Immerhin war die Befragung ein großer Fortschritt gegenüber der im frühen Mittelalter gebräuchlichen Gerichtsmethode des Gottesurteils (Zweikampf, Wasserprobe, Feuerprobe usw.). Erst als Papst Innozenz IV. die Folter zur Unterstützung der Befragung sanktionierte, wurde das Ganze zur unmenschlichen Injurie. Insgesamt aber ging die Inquisition in dieser ersten Etappe nicht über den im Mittelalter üblichen Grad der Grausamkeit hinaus, verhältnismäßig wenige Todesurteile wurden gefällt.

Als 1478 mit der berüchtigten spanischen Inquisition die zweite Etappe einsetzte, kannten Unmenschlichkeiten in der Zeit des europäischen Humanismus kaum noch Grenzen. Allein einer der Inquisitoren (Torquemada) brachte es in den 11 Jahren seiner Tätigkeit auf 2000 Hinrichtungen (Würgeeisen, Scheiterhaufen oder beides).

Doch im Laufe der Zeit zog sich die europäische Kirche mehr und mehr aus dem schmutzigen "Geschäft" zurück und überließ den Fürsten und ihren Beamten die "Befragungen". Die Inquisition wurde der Staatssicherheitsdienst in der Zeit der Reformation und Gegenreformation, in der Zeit des Kampfes zwischen Orthodoxie und naturwissenschaftlicher Weltsicht. 1487 schrieb der deutsche Dominikanermönch und Inquisitor Heinrich Kramer („Institoris“) unter Mitwirkung des Dominikaners Jacob Sprenger ein Buch zur Bekämpfung der Hexen, "Malleus maleficarum" (Hexenhammer), "das verrückteste und dennoch unheilvollste Buch der Weltliteratur“. Es war eine Gebrauchsanweisung zur brutalen "Befragung" einer, wie Kramer meinte, besonderen Gruppe von Ketzern, den Schadenszauberern, den Behexern. Dabei dachte er wie viele seiner Glaubensbrüder aufgrund einer starken Körper- und Sexualitätsfeindlichkeit der damaligen herrschenden Kirchenideologie in erster Linie an Frauen. Nicht ohne Grund ist einer der abschreckend wirkenden Wasserspeier-Satansdämonen an der St.-Stephani-Kirche mit weiblichen Körperattributen ausgestattet. Folgerichtig waren auch 80 Prozent der Beschuldigten Frauen. Kramer ging von einer Verschwörungstheorie aus, dass die Klimaverschlechterung, die Naturkatastrophen und Seuchen sowie die Unsicherheit durch soziale Umwälzungen von einer Sekte der Schadenszauberer verursacht würden.

Vor der Verbrennung

Aber erst ca. hundert Jahre nach diesem pathologischen Buch, in der Krise des Feudalismus am Ende des 16. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, kam es zum vollen Ausbruch des Wahns. Dabei wurden nicht nur Frauen, sondern auch Männer und Kinder, nicht nur Angehörige der Unter-, sondern auch der Oberschichten auf grausame Weise durch die staatlichen Organe mit Duldung nicht nur der katholischen, sondern auch der protestantischen Kirche vernichtet. Papst Johannes XXII. hatte die Anwendung der Ketzerprozesse auf die Schadenszauberer sanktioniert. Bei den Prozessen wurde durch "Besagungen" (Beschuldigung weiterer Menschen unter der Folter) ein regelrechtes Schneeballsystem aktiviert.

Erst ein Jesuit, Friedrich von Spee (1591 - 1635), war es, der, selbst unter Gefahr, gegen die Irrationalität der Hexenprozesse und der Folter  mit seinem Buch "Cautio criminalis" (1631) zu Felde zog.

Während des Abklingens des Hexenwahns im 18. Jahrhundert wurden in allen deutschen Städten die meisten Hexenprozessakten vernichtet. Nur durch Zufall und wahrscheinlich durch Unachtsamkeit der Beamten blieben uns die Namen von einigen in Calbe auf dem Scheiterhaufen hingerichteten Schadenszauberern erhalten.

Aus einer Lohnrechnung für den Henker und seinen Gehilfen, der das notwendige Brennholz beschafft hatte (vgl. Hertel, Geschichte..., a. a. O., S. 98), wissen wir, dass im Jahre 1381 eine gewisse Bete Peckers auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Der Name "Bet(h)e" weist auf eine "weise Frau" hin, also auf eine heilkundige Beschwörerin der Naturkräfte. Die Bethen, deren Name auf keltische und germanische Muttergottheiten zurück geht, waren Bewahrerinnen des Wissens aus alten Zeiten, das besonders dem Klerus ein Dorn im Auge war. Nahe bei Calbe gab es zwei Kultplätze aus der Frühzeit, deren Name bis in unsere Zeit erhalten blieb: der Mägdesprung im Norden und die Wunderburg (Trojaburg) im Süden. Vielleicht haben dort als Bethen bezeichnete Frauen geheime kultische Handlungen vollzogen. Als sich im 14. Jahrhundert das Klima mit dramatischen Folgen für die Menschen verschlechterte ("Kleine Eiszeit"), gehäufte Missernten, Hungersnöte, Pest, Sturmfluten an den Küsten und Erdbeben in Südosteuropa hereinbrachen, gab man den alten "Kontaktpersonen" zu den Naturkräften, den Bethen, die Schuld. Später setzte sich der Name "Hexe" (von althochdeutsch "hagzissa" = auf dem Zaun sitzende Dämonin) durch. Es kann aber auch sein, dass die Bete Peckers eine (Elisa-)Bethe, eine Elisabethin, also eine Schwester aus der in Calbe tätigen Beginengemeinschaft (s. Station 10) war. Auch die Beginen wurden gegen Ende des 14. Jahrhunderts wegen ihres alten Heilkundigenwissens und ihrer demokratischen Lebensweise verfolgt und in einigen Fällen auch verbrannt.

 

In den zweihundert Jahren des Hexenwahns wurden in Deutschland etwa 100 000 "Hexen" getötet, in Calbe sicher Dutzende.

 

Während der sich über 2 Jahrhunderte hinziehenden Obsession waren die irrwitzigen "Hexen"-Tötungsaktionen nicht in gleichmäßiger Intensität verlaufen, sondern parallel zu emotionellen Belastungen durch soziale und wirtschaftliche Erschütterungen.

 

Anklagepunkte konnten sein:

Mitgliedschaft in einer Teufelssekte,

Fahrt durch die Luft,

Verwandlung in Tiergestalten,

Tötung von Ungeborenen im Mutterleib,

Herstellung von "Hexensalbe" aus Kinderleichen,

Geschlechtsverkehr mit Teufeln und Dämonen,

Verbreitung von Hass und Zwietracht,

Aufstachelung zur Wollust

usw. usw.

 

Zu den „Indizien“ zählten:

 

Häufiger sowie mangelnder Kirchenbesuch und sicheres Auftreten gleichsam als augenfällige Verteidigung,

Aufenthalt auf einem Feld vor einem Unwetter,

Verwandtschaft oder Freundschaft mit einer bereits verurteilten Hexe,

ein schlechter Ruf,

Hexenmale (d. h. unempfindliche Körperstellen als Zeichen der Teufelsverbundenheit),

geringes Körpergewicht,

rote Haare usw.

 

Massenverbrennungen

Eine dieser vermeintlichen Hexen ist in der Erinnerung der Geschichte Calbes lebendig geblieben.

Der Hexenprozess war im Jahre 1634, die Frau hieß Ursula Wurm.

Sie war als Schwester im Heilig-Geist-Hospital tätig und mit dem Spital-Aufseher verheiratet. Das Heilkräuterwissen dieser Frau und ihre Tätigkeit erinnerten die Menschen wohl an die zwei Jahrhunderte zuvor von dort wegen "Ketzereiverdachts" vertriebenen Beginen. Bald traten mehrere Zeugen auf, darunter auch ein Pfarrer, die Ursula Wurm der aberwitzigsten Teufels-Vergehen beschuldigten.

Die grausame Mühle eines Hexen-Prozesses setzte sich für Ursula Wurm in Bewegung, aus der es in den meisten Fällen kein Entrinnen mehr gab.

 

Das vorgeschriebene Prozessverfahren im 17. Jahrhundert, das den Anschein von korrekter Vorgehensweise erwecken sollte:

 

  1. Gütliches Verhör

-          Vorbereitende Vernehmung, Frage nach Lehrmeistern, Zaubermitteln und Namen von Komplizen. Da hier verständlicherweise meist keine  Aussagen kamen, wurde das als Verstocktheit gedeutet.

  1. Peinliches Verhör

-          Übergabe der Anklage durch einen öffentlichen Ankläger, Wahl eines Beistandes, Zeugenverhöre, Resümee des Anklägers und der Verteidigung.

  1. Gutachten einer juristischen Behörde

-          meist einer Landeskanzlei. Im Falle der U. Wurm war das der erzbischöfliche Schöffenstuhl in Halle.

  1. Erkundung mittels Tortur

-          nach entsprechender Entscheidung der juristischen Behörde. Die Folter und verschärfte Folter wurde durch den Scharfrichter (Henker) und seinen Gesellen durchgeführt, deren grausamer Phantasie dabei keine Grenzen gesetzt waren.

  1. Das Urteil

-          musste durch den Landesherren, in unserem Falle durch den Erzbischof, bestätigt werden.

  1. Vollsteckung

-          Verbrennen bei lebendigem Leibe, gefesselt an einen Pfahl, während die Flammen sich ringsherum entfalteten, bzw. an eine Leiter, die in die schon lodernden Flammen gekippt wurde,

-          oder nach vorherigem Erdrosseln.

-          Für Schadenszauberer (Hexen) und für Brandstifter war die Hinrichtungsform der Verbrennung vorgesehen.

 

Aus den Akten des Hexen-Prozesses gegen Ursula Wurm aus Calbe an der Saale (nach Hertel, Geschichte…, a. a. O., S. 99 ff.)

 

„Weil denn die ganze Bürgerschaft und das würdige Ministerium [so wurde die Geistlichkeit genannt] ihr [der U. Wurm] ein böses Zeugnis geben, sie auch selber, als sie in Verhaft gebracht werden sollen, sich verlauten lassen, wenn sie sterben sollte, sie noch andere mehr namhaftig machen wollte, so wird sie deswegen mit Ernst umständig gefragt.

Und da [wenn] sie in der Güte nicht bekennen würde, mag sie in der scharfen Frage, jedoch menschlicher Weise, angegriffen werden.“

Nachdem sich der Henker und seine Gesellen von der „menschlichen Weise“ zur immer „schärferen Frage“, der verschärften Tortur, gesteigert hatten, gab es für Ursula Wurm nur einen Gedanken: das Ende der Qualen. Nach stundenlanger Folter durch Strecken, Gliederzerquetschen, Rippenzerbrechen und Brennen mit glühenden Eisen gab die gemarterte Frau alles, was die Herren hören wollten, zu Protokoll.

 

„Frage l: Woher sie die Zauberei gelernt?

Antwort: Vom Teufel.

2. Wie lange sie solche gekonnt?

Sie hätte solche nur ein Jahr gekonnt.“

„Als ihr vorgehalten wurde, daß sie des Meisters Schabach Kind schon vor sechs Jahren bezaubert, sagte sie, daß sie über sechs Jahre solcher Händel kundig sei.

3. Wem sie Schaden getan?

- Hätte die beiden Klägerinnen und die Mayerin nebst ihrer Tochter bezaubert, und wäre solches geschehen, als dieselbe krank gewesen und von ihrer Mitschwester wäre gewartet worden. Ingleichen hätte sie Jakob Schabachs Töchterlein bezaubert, auch demselben die Zauberei wieder benommen, als der Vater so heftig auf sie eingestürmt.

4. Was sie zu ihrer Zauberei gebraucht?

Hätte Kraut dazu gebraucht, hieße Anbetica, wie sie es nennet, solches habe sie hinter die Leute gestreuet und gesagt: >Da hast du es in Teufels Namen<, worauf denn die Zauberei bei den Leuten, so sie zu bezaubem Lust gehabt, gehaftet. Welches sie denn auch an ihrer Anklägerin und an Meister Schabachs Töchterlein vor sechs Jahren praktizieret.

5. Ob sie mit dem Bösen einen Kontrakt oder Pakt geschlossen?

- Ja, vor sechs Jahren. Er hätte ihr 4 Groschen daraufgegeben, so zwar, als sie solche ausgeben wollen, ungültig gewesen. Er hätte ihr auch zugesagt, sie zu versorgen und zu behalten. Hiergegen hätte sie sich auch müssen gefallen lassen, ihm unterthänig zu sein und seines Willens zu pflegen. Wie sie denn auch aus drei unterschiedenen coctibus" [sie meinte hier den Geschlechtsverkehr mit dem Satan] „fünf Paar böse Dinger von ihm gezeugt, welche sie auch zur Zauberei gebraucht.

6. Wer mehr solcher Händel sich sonst befleißiget? Wüßte keinen mehr als:

l. Agnese Künnemann, ihre Mitschwester, welche die Anklägerin und ihre Tochter hätte mit bezaubern helfen und mehr als sie dabei gethan. Auch die selige Gebhartin hätte sie, ohngeachtet sie viel Gutes von ihr genossen, doch so bezaubert, daß sie mit Ach und Weh ihren Geist habe aufgeben müssen.

2. Sara Lachsin, auch ihre Spittelschwester. Hätte viele Leute und besonders Hansen Bräutigam nebst seiner Schwester bezaubert. Dieses hätte sie von ihr selbst gehöret. Denn als jener Hans Bräutigam nebst seiner Schwester einmal vor der Spittelthüre vorbeigegangen, hätte die Lachsin, die bei ihr gestanden, gesagt: Pfui - und darauf hinter ihm gespuckt und die Worte gebraucht: >habe ich dirs noch nicht genug gethan, so woll ichs dir alter Schelm noch besser machen und deiner schwarzen Agnese daneben<. Darauf wären beide bezaubert worden und hätten des Todes seyn müssen.

3. Anna Hebenstreit. Sie wüßte zwar von ihr keine eigentliche Zauberei, aber sie wäre vergangene Walpurgis-Nacht mit ihr auf dem Blocksberge [Brocken] gewesen und zwar noch zeitiger als sie.

4. Ihr eigener Mann. Der könne zwar nicht viel, hätte aber doch vor acht oder neun Wochen ungefähr ein Weib bezaubert.“ (vgl. Hertel, Geschichte..., a. a. O., S. 101 f.)

 

Diese Personen wurden durch die "Besagungen" der Ursula Wurm ebenfalls verhaftet und gegen sie das „Verfahren“ eröffnet. Über deren Prozesse blieben keine Akten erhalten. Es ist aber mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass auch sie bei der Art der Befragungen alles „gestanden“ haben und verbrannt wurden.

 Nach Verlauf einiger Wochen kam das Endurteil der Ursula Wurm vom Schöffenstuhl in Halle, der vorgesetzten Behörde, die zu der Zeit unter schwedischer Herrschaft stand, und am 10. Juli 1634 wurde sie zur außerhalb der Stadt gelegenen so genannten Radelbreite (heute etwa beim Ärztehaus im Norden der Stadt) gefahren und dort zur Ergötzung und "Abschreckung" des Pöbels und der Bürger öffentlich verbrannt  (vgl. ebenda, S. 102 f.) 

 

Auch nach dem 1680 erfolgten "Beitritt" des Magdeburger und damit des calbischen Gebietes zu Brandenburg-Preußen wurden diese Hexenverfolgungen und -hinrichtungen nicht sofort unterbunden. Noch 1688 wurde der lahme Schneider Michael Stoppel wegen Teufelspaktes den Flammen übergeben (vgl. ebenda, S. 103). 

1715 wurde die Brandsäule auf Befehl des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. beseitigt (vgl. Reccius, Chronik..., a. a. O., S. 67).

Die letzte Hexenverbrennung in Deutschland fand wahrscheinlich um 1750 statt (vgl. HEXENFORSCHUNG archives 21.6.2004-http://www.listserv.dfn.de/cgi-bin/wa?A2=ind0406&L=hexenforschung&O=D&F=&S=&P=1568). Maria Schwägeli, eine arme Bauernmagd, gilt als die letzte Frau, die im deutschen Bereich als "Hexe" angeklagt und am 11. April 1775 in Kempten (Allgäu) enthauptet worden war. Nach neueren Forschungen ist sie jedoch schon vorher verstorben (vgl. http://www.oehring.net/hexenbruch/04.html).

Anna Göldi, die s. g. „letzte Hexe Europas” wurde 1782 im schweizerischen Glarus mit dem Schwert hingerichtet. Eventuell gab es aber in Posen noch 1792 eine Hexenhinrichtung.

Ursula Wurm blieb als die "Hexe" aus Calbe in Erinnerung, obwohl es vor und nach ihr andere Unschuldige gab, die wegen unsinniger religiös verbrämter Behauptungen gefoltert und verbrannt worden waren.

Nach modernen Forschungsergebnissen wurden die Hexenprozesse im deutschen Bereich besonders intensiv und grausam geführt.

Ein Vergleich zu späteren finsteren Zeiten in Deutschland drängt sich auf. Überheblichkeit gegenüber den Menschen an der Schwelle zur Neuzeit ist nicht angebracht. Vergessen wir nicht: Massenhysterie und die Bereitschaft zur Menschenvernichtung waren auch in den folgenden Jahrhunderten, besonders im zwanzigsten, hier in Deutschland möglich.

 

 

 

Interessant ist auch das Gebäude Nr. 14, das Haus der französischen Einwandererfamilie Tournier aus dem 18.Jahrhundert. Wie man an dem imposanten Haus deutlich sehen kann, hatten es die Tourniers zu erheblichem Wohlstand gebracht.

Das 1747 erbaute Haus der bedeutenden hugenottisch-französischen Tuchfärber- und Kaufmannsfamilie von Jean Tournier


Durch welche Umstände aber waren diese Leute ausgerechnet nach Calbe gekommen?
Im katholischen Frankreich wurden die calvinistisch-protestantischen Hugenotten brutal verfolgt. Die preußischen Könige versuchten ihr rückständiges Land mit Hilfe der französischen Verfolgten zu sanieren. Als durch das Edikt von Fontainebleau Ludwigs XIV. am 18.10.1685 das tolerante Edikt von Nantes (von 1598) wieder aufgehoben wurde und die französischen reformierten Protestanten erneut verfolgt wurden, erließ Kurfürst Friedrich Wilhelm schon am 8.11.1685 in Preußen das Potsdamer Toleranzedikt, in dem allen preußischen Untertanen Glaubensfreiheit und fremden Einwanderern mit wichtigen Berufen eine Reihe von Fördermaßnahmen und Vergünstigungen zugesichert wurden. Bald darauf wurden 20 000 hugenottische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und der Pfalz in weiten Teilen Preußens, auch in Calbe, angesiedelt.

Noch einige Worte zu den Pfälzern, die in unserer Gegend eine große Rolle spielten und manchmal "Wallonen" genannt wurden:

In das an Frankreich grenzende Kurfürstentum Pfalz hatten sich im 17. Jahrhundert viele Hugenotten geflüchtet, weil Karl Ludwig, der Sohn des unglückseligen "Winterkönigs von Böhmen", im Westfälischen Frieden 1648/49 die Pfalz erhielt und sie mit religiöser Toleranz und geistiger Aufgeschlossenheit regierte. Hugenotten wurden mit Privilegien ausgestattet und brachten das Kurfürstentum rasch zur kulturellen und wirtschaftlichen Blüte. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688 bis 1697 jedoch erhob Ludwig XIV. von Frankreich Anspruch auf das prosperierende Gebiet. Bald sah sich der Sonnenkönig aber einer Großen Allianz von Kaiserreich, England, Spanien, Niederlanden und Savoyen gegenüber. Auf seinem Rückzug wandte er in der Pfalz die "Taktik der verbrannten Erde" an, um vom frühkapitalistisch blühenden Land auch seinen Gegnern nichts zurückzulassen. Die Urheber des Wohlstandes, die inzwischen fast schon "eingedeutschten" Hugenotten, flohen in Scharen. Da reagierte der preußische Kurfürst am 8.11.1685 prompt (siehe oben), und die "Pfälzer" fanden in Brandenburg-Preußen eine neue Heimat. (Übrigens: Auch der Gründervater der späteren Magdeburger Grusonwerke, Abraham Gruson, war ein Pfälzer Emigrant.)

Stuckarbeiten und Gemälde "Perseus befreit Andromeda" im 1. Stock des Tournierhauses

1687 wurden auf Anordnung des Großen Kurfürsten (Privilegium vom 23.12.) in Calbe sieben pfälzische Tuchmacher angesiedelt. 1709 kamen die ersten französischen Protestanten, die hugenottischen Refugiés hierher. 1732 existierten 19 französische und 44 pfälzische Familien in der Stadt. Diese ersten Aussiedler der Neuzeit in Calbe wurden in einer eigenen "Kolonie" am inzwischen zugeschütteten nördlichen Stadtgraben (der heutigen Grabenstraße, früher "Koloniestraße") (vgl. Station 10) angesiedelt und bestimmten fortan die Geschicke der Stadt maßgeblich mit. Sie waren hier vorwiegend als Tuchmanufakturisten tätig. Tuch aller Art brauchten die Preußenkönige vor allem für Uniformen und das gestiegene Modebewusstsein von Adel und Bürgertum. Der 1723 nach Calbe gekommene junge Refugiè und Tuchfärbermeister Jean Tournier trug wesentlich zur Steigerung der calbischen Tuchproduktion bei und wurde einer der angesehensten und wohlhabendsten Bürger der Stadt (siehe Rahmen weiter unten).

Die französischen Auswanderer brachten auch das entsprechende technische Know-how mit, und nicht nur das, sie übermittelten auch eine neue Kultur, welche die Preußen noch nicht kannten: z. B. die "Bock"wurst, die Boulette, den Blumenkohl, einige Gewürzsorten, die Soße, die Gabel, den Friseur, die Mode, das Parfüm, die Reinlichkeit, gute Manieren, und ... und ... und, kurz: eine neue, bessere Lebensqualität. Aus den Reihen ihrer hugenottischen Vorfahren gingen auch bedeutende "preußische" Dichter und Denker hervor, Theodor Fontane war nur einer von ihnen.

Stuck über einem Kamin im Tournierhaus

Ihren reformierten Glauben durften die Neubürger in der ehemaligen Schlosskapelle ausüben.

 

 

 

Klassizismus-Türrahmen (möglicherweise von den Grobes) im Haus Markt 14

Die Spannungen und Streitigkeiten zwischen den reformierten protestantischen Einwanderern und lutherischen protestantischen Alteingesessenen waren nur die Äußerlichkeiten für eine tiefer sitzende ökonomische Rivalität. Auch Pfälzer und französische Neubürger traten untereinander anfänglich noch als Kontrahenten auf. Die hugenottischen Einwanderer, die etwa ein Achtel der Bevölkerung des 18.Jahrhunderts in Calbe ausmachten, sind bald mit der Calber "Ur"bevölkerung verschmolzen, manchmal trifft man noch auf ihre, oftmals eingedeutschten Familiennamen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier die Geschichte des bedeutendsten calbischen Hugenotten Jean Tournier:

Der 1664 geborene Vater, der auch Jean hieß, stammte aus Beaurepaire (zwischen Lyon und Grenoble) im Dauphiné (heute Isère). Er schloss sich dem „Exulanten“-Strom der etwa 50.000 Hugenotten von 1685 an, von denen sich 20.000 nach Brandenburg-Preußen wandten, weil der „Große Kurfürst“ Friedrich Wilhelm am 29. Oktober das Toleranz-Edikt von Potsdam erlassen hatte, das den französischen Glaubensbrüdern Sicherheit und Förderung durch Privilegien zusicherte.

Exulanten-Strom (Jan Luyken 1696)

Ende 1685 oder Anfang 1686 kam der 21-jährige Jean Tournier nach Dessau. Wenig später heiratete der Maitre Teinturier (Färbermeister) hier die Dessauerin Irene Marie Anthonis. Am 23.01.1698 wurde in Dessau der Sohn Johann (Jean) geboren. Um 1700 siedelte die Familie nach Halle/Saale über. Dort wurden die Kinder Pierre (1703), Marthe llsbeau (1706), Esther (1708), Jeanne Marie (1710) und Jaque (1713) geboren. Seit 1710 wurde Jean Tournier in den Akten auch als Marchand (Kaufmann) bezeichnet, ein Zeichen dafür, dass ihm der für den weiteren Aufschwung der Familie wichtige Sprung vom Spezial-Handwerker zum Handelskapitalisten gelungen war.

Der älteste Sohn Johann (Jean), der bei seinem Vater das Tuchfärberei-Handwerk - und wohl auch die Kaufmannsgeschäfte - erlernt hatte, heiratete nach 1720 Anna Dorothea Rotter. Das Paar zog 1723 nach Calbe, wo 1726 das erste Kind geboren wurde. Hier begründete Johann Tournier  eine Waid- und Schönfärberei für Tuche, ein bis dahin in Calbe unbekanntes Spezialhandwerk. 1729, also nur ganz wenige Jahre nach seiner Ankunft in Calbe, wurde  er bereits als Handelsmann und Gerichtsassessor (später auch „Kolonie-Gerichtsassessor“) bezeichnet. (Nach genealogischen Forschungsergebnissen von Herrn Roland Hiller aus Edemissen, einem Nachfahren der französischen Familie Tournier)

Mit „Kolonie“ war die hugenottische Siedlung nördlich der heutigen Grabenstraße mit ihrem eigenen Gotteshaus in der Schlosskapelle gemeint. Wie seine Titel zeigen, hatte auch der junge Jean den Sprung in die kapitalkräftige Oberschicht geschafft.

1737 begründete er mit Joachim Gerhard Ritter, einem Pastorensohn aus Quedlinburg, eine Flanellmanufaktur mit dem Recht des Tuchverlages. Das heißt, Ritter und Tournier durften Wolle und Rohtuche einkaufen, die Wolle an ärmere Tuchmacher zum Weben, Walken und Scheren weitergeben und die Tuche nach Verrechnung der Rohstoff-Auslagen gegen ein (nicht sehr erhebliches) Entgelt von den Handwerkern wieder abkaufen (vgl. Reccius, Beiträge zur Geschichte der Tuchmacherei..., S. 20).

Die Ärmeren unter den calbischen Webern - etwa 80 Prozent - waren so auf den Weg ins Lohn-Proletariat geraten. Unruhen und Protestbriefe an die preußische Regierung in Magdeburg zeigten, dass die Kaufleute nicht gerade zimperlich bei der Jagd nach Profit mit den ärmeren ihrer Handwerks-"Kollegen" umgingen.

In der Ritter-Tournier-Manufaktur wurden Rohtuche veredelt, in erster Linie gefärbt. Aus den Akten ist zu ersehen, wie die Handwerksmeister realistischerweise auch eingestanden, dass die manufakturell erzeugten Tuche von Tournier und Ritter qualitativ hochwertiger als ihre eigenen waren (vgl. ebenda).

Jean Tournier wurde so reich, dass er sich am Markt (Nr. 14) eines der prächtigsten Häuser in Calbe erbauen konnte, dahinter 1742 eine neue große Färberei. Er "erwarb weiterhin noch vier Häuser und steckte Kapital in andere Unternehmungen. Während des 7jährigen Krieges schoß er der Stadt 1000 Taler [heute ein Millionen-Betrag - D.H.S.] zu der vom König befohlenen Zwangsanleihe vor." (Ebenda).

1769 starb seine Frau Anna Dorothea.  

Die 1729 in Calbe geborene Tochter Regina Charlotta heiratete 1746 Johann Ursinus, einen Kaufmann aus Leipzig. (Nach genealogischen Forschungsergebnissen von Herrn Roland Hiller aus Edemissen, einem Nachfahren der französischen Familie Tournier)

1759 (oder 1769? - D.H.S.) setzte sich Jean Tournier zur Ruhe, wohnte später in der Scheunenstraße 26, wie Einquartierungsnotizen aus der Zeit der friderizianischen Kriege (vgl. Station 18) belegen (vgl. Reccius, Chronik..., a. a. O., S. 80), und überschrieb das Geschäft, aus dem sich sein Kompagnon Ritter bereits zurückgezogen hatte, seinem Enkel Johann Friedrich Ursinus. Dessen Witwe, die Ritter-Tochter Wilhelmine Charlotte, verheiratete sich in zweiter Ehe mit dem Kaufmann Bernhard Grobe aus Bernburg, der das Geschäft weiterführte und 1780 das großartige Tournier-Haus am Markt erwarb (vgl. ebenda).

1791 starb der Schönfärber und Tuchhändler Jean Tournier im Alter von 93 Jahren. Er war hier in Calbe zu einem sehr reichen und angesehenen Mann geworden, der von seinem Vermögen dem Pfarrer der reformierten Gemeinde ein Haus in der Tuchmacherstraße/Ecke Grabenstraße geschenkt und in der Stadt eine Vielzahl von bürgerlichen Funktionen innehatte (vgl. ebenda).

Man kann mit Fug und Recht sagen, dass die Entwicklung Calbes im 18. Jahrhundert zum herausragenden  Tuchproduktionszentrum zu einem großen Teil diesem  bedeutenden Mann zu verdanken ist.


 

Ehem. Tournier-Haus und später zeitweilig das Landratsamt, Scheunenstraße 26

Informationen über das inzwischen beseitigte unechte Erbbegräbnis der Tourniers auf dem Laurentiusfriedhof erhalten Sie an der Station 20.

Die Grobes wurde neben den Nicolais die bedeutendste und einflussreichste Tuchfabrikanten-Familie des 19. Jahrhunderts in Calbe, deren Wirken bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts reichte.

 

 

 

 

 

 

 

Handgemalte Urkunde von 1896 über die Verleihung des Prädikats "Stadtältester" an Eduard Grobe, der seit 1872 Wollwarenfabrikant in Calbe war. Seine bedeutende Fabrik befand sich in der Tuchmacherstraße. Als Motto steht das Schiller-Zitat zu lesen: "Arbeit ist des Bürgers Zierde." Ganz dem neuen imperialen Gefühl entsprechend, links die gewappnete und planende Germania. Oben: das neue Rathaus, unten: die neue Prinz-Wilhelm-Brücke. Die Putten auf der linken Seite schütten übrigens Calber "Bollen" aus.  (Reproduktion nach dem Original in der Heimatstube)